1966
Ostküste Kanada, zu einem Zeitpunkt, wo noch tausende Belugawale
gefangen,
getötet und u. a. zu Dünger und Schlittenhundfutter verarbeitet
werden, strandet ein junger Beluga während der Ebbe in einer flachen
Bucht. Er wird entdeckt und gefangen - lebend! Für einen Zoo in England
ist er bestimmt. Transportiert wird er in einer Kiste mit Wasser auf einem
großen Frachter. Kurz vor dem Ziel, der Küste von England zieht ein Orkan der Windstärke 11 auf und bringt den Frachter in große Schwierigkeiten. Ein großer Brecher bringt ihn fast zum Kentern und spült den Wal, der mittlerweile auf dem Schiff auf den Namen "Moby Dick" getauft wurde, über Bord. |
15.
Mai 1966: Im Rhein vor Nijmwegen, Holland, wird ein Belugawal von
einem Wasserschutzboot entdeckt, auch im Rotterdamer Hafen ist er gesichtet
worden. Handelt es sich um den vom Schiff gespülten Wal? Wahrscheinlich ist es, allerdings nicht bewiesen. |
16.
Mai 1996: Er überquert die holländisch/deutsche Grenze |
18.
Mai 1966: Der Beluga erreicht Duisburg, wo er sich auch einige Tage
aufhalten wird. |
Dr.
Wolfgang Gewalt, zu diesem Zeitpunkt gerade 2 Monate als Direktor des
Duisburger Zoos im Amt, beschließt, den Wal für den Duisburger
Zoo zu fangen. Mit aneinander geknüpften Tennisnetzen und keinerlei
Walfang-Erfahrung geht er mit seinen Helfern auf Jagd nach dem weißen
Wal. Er bekommt Unterstützung durch eine Flotte von örtlichen
Polizei- und Feuerwehrbooten. |
20.Mai
1966: Es gelingt, den Beluga, der mittlerweile auch in Deutschland
Moby Dick genannt wird, in den Duisburger Hafen zu treiben. Er wird letztendlich
in den Vincke- und Nordkanal abgedrängt. Dort soll er nach traditionellen
Fangmethoden eingefangen werden. Ein Zaun aus Pfählen kesselt Moby
ein, doch er entkommt! |
Die
Aktion "Fangt den weißen Wal" wird unterdessen mittlerweile
zum Presse-Spektakel. Zuschauer und Schaulustige drängen sich an
die Ufer des Rheins. Es entsteht ein wahrer "Wal-Tourismus". |
Dr.
Gewalt, damals noch kein "Wal-Experte", entschließt sich,
dieses Mal den Beluga mit Hilfe einer Narkose-Pistole zu fangen. Damals
war die Atmungssystematik von Walen noch nicht bekannt und so war man
sich der Tatsache nicht bewußt, daß dies der klare Tod des
Wals bedeuten würde. (Wale atmen nicht automatisch-reflexmäßig
und würden deshalb eine Narkose nicht überstehen.) |
Als
Dr. Gewalt schließlich auf den Wal schießt, dieser verschwindet
und auch nach einer langen Suchaktion bis Mitternacht nicht wieder auftaucht,
schlägt langsam die Stimmung der Bevölkerung um. Mittlerweile
wird ganz Deutschland über das Schicksal von Moby unterrichtet. Die
Bild-Zeitung berichtet inzwischen täglich und setzt sogar zwecks
Beobachtung einen Zeppelin ein. Immer häufiger wird nun die Parole
"Stoppt Dr. Gewalt!" oder "Verhaftet Dr. Gewalt!"
laut. |
Doch
Moby hat es unbeschadet überstanden! 150 km stromabwärts wird
der Beluga später in einem holländischem Kanal Richtung Isselmeer
gesichtet. In Holland wird er "Willy - der Wal" genannt. Die
holländischen Behörden haben längst beschlossen, daß
er in ihren Gewässern nicht gejagt werden darf. Im Jsselmeer ist
er mittlerweile der Nordsee sehr nahe, nur noch getrennt durch die Kornwerdersand
Schleuse. Die Schleuse wird für ihn geöffnet und die Holländer
versuchen ihn zur Schleuse zu leiten. Doch plötzlich kehrt "Willy"
um! |
30.
Mai 1966: Er schwimmt zurück in Richtung Deutschland und überquert
abermals die holländisch/ deutsche Grenze. In Duisburg wird er erneut
von Dr. Gewalt erwartet. Er läßt mit Hilfe eines Scharfschützen
eine orangefarbene Markierung in die Haut des Wals setzen. Prompt werden
kurze Zeit später von einem Hubschrauber zahlreiche Orangen in den
Rhein geworfen.... |
Dieses
Mal läßt Moby Duisburg schnell hinter sich und nimmt Kurs stromaufwärts.
Er ist mittlerweile seit Wochen ohne Nahrung und wirkt ausgezehrt. Zügig
passiert er Düsseldorf, nachts sucht er sich ruhige Stellen an ufernähe.
In Köln "freundet" er sich mit einem kleinen Passagierschiff
namens "Stromer" an, er schwimmt dicht neben ihm und schmiegt
sich oftmals an das weiße Boot. |
13.
Juni 1966: Moby taucht in Bonn vor dem Parlament auf. Dort findet
gerade eine Nato- Pressekonferenz statt, die durch die Nachricht, daß
der Wal direkt vor der Tür schwimmt, gesprengt, da es nun niemanden
mehr auf den Stühlen hält. |
14.
Juni 1966: In den frühen Morgenstunden dreht der Wal ab und schwimmt
stromabwärts. Innerhalb eines Monats hat er über 1.000 km zurückgelegt.
Dr. Gewalt hat mittlerweile unter dem Druck der Öffentlichkeit die
Jagd aufgegeben. Ab der holländischen Grenze wird der Wal von der
holländischen Wasserschutzpolizei Richtung Rhein-Mündung geleitet. |
16.
Juni 1966: Moby erreicht das offene Meer der Nordsee und nimmt Kurs
Nord-West! Innerhalb von nur 48 Stunden hat er den Weg von Bonn zurück ins Meer zurückgelegt. |
"Der
weiße Wal aus dem Rhein" wird zum Symbol von Wasser- und Naturschutz.
Er bringt die Menschen zum Umdenken und dazu, den Rhein von einem verdreckten
Fluß letztendlich wieder zu einem Gewässer zu machen, in dem
die Fische sogar wieder eßbar sind. |
(Quelle: Film nach Carl-Ludwig Rettinger und Volker Anding) |
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Bilder u. a. mit freundlicher Genehmigung des Duisburger Stadt Archivs |