Gefangenschaft
Belugawale gehören zu den ersten in Gefangenschaft gehaltenen Walen. Nach näherer Betrachtung
ihrer Lebensweise in der Wildnis ist dies eigentlich auch wenig verwunderlich. Belugas können sich den Gegebenheiten in Gefangenschaft besser anpassen als z. B. Hochseedelphine. Bewegen sich Weißwale doch während ihrer Wanderschaften regelmäßig zwischen Salz- und Süßwasser als auch zwischen der eiskalten Hockarktis und relativ warmen Flüssen hin und her. Ob dies allerdings der Grund für die Entscheidung für den Weißwals war oder nicht eher sein beeindruckendes Aussehen ist ungewiß.
Lt. Lee (1878) wurden 1861/62 von einem Zach. Coup in 3 Sendungen 6 Belugas von Elbow Island (St. Lorenz Strom) nach New York transportiert. Z. Coup soll zu diesem Zeitpunkt bereits weitere Weißwale für Monate in Süsswasser gehalten haben. Transportiert wurden die Wale auf nassem Seegras in Boxen.
Einer dieser Wale (Männchen, 10 Fuß lang, 700 Pfd schwer) wurde zwei Jahre lang in einem großen Wassertank in Barnums Museum gezeigt. Er war zahm genug, daß er sich anfassen ließ und der Wärter ihm ein Geschirr umlegen konnte, mit dessen Hilfe der Beluga einen Wagen mit einer jungen Frau um den Wassertank ziehen konnte. Zu seinen selbsterfundenen Spielen gehörte, daß er z. B. oft einen Stör und einen kleinen Hai, welcher sich auch in dem Becken befand, in sein Maul umhertrug. Nach dem Spielen ließ er sie unverletzt wieder frei. Trotzdem galt er als weniger gelehrig als ein Delphin (Tursiops truncatus), der für einige Zeit das Becken mit ihm teilte.
Zwei weitere Weißwale wurden ebenfalls von Mr. Coup für das Barnum Museum beschafft, welche beim Brand des Museums 1865 ums Leben kamen. Auch die Weißwal Importe 1877 und 1878 für die Aquarien Westminister, Blackpool und Manchester gehen auf Mr. Coup zurück.
Laut eines Berichtes von Lee (1878) wurde ein Beluga an Bord eines Dampfers transportiert,welcher
New York am 15.09.1877 verließ und in Southhampton am 26.09. eintraf. In einer Holzbox wurde der Wal per Bahn weiter nach London gebracht. Dort kam er in ein kurzfristig aus 30 t Eisenplatten zusammengenieteten, mit Süßwasser gefülltes Becken, mit einer 800 qm großen Bodenfläche. Leider konnte der Beluga erst mit etwa 5stündiger Verspätung in den Pool gesetzt werden, da der Zement des Bodenanstrichs nicht abgebunden worden war und sich somit das Wasser in eine trübe Brühe verwandelt hatte und erst erneuert werden mußte.

Nach bereits 4 Tagen ging das Tier aufgrund einer eitrigen Lungenentzündung ein. Verantwortlich waren dafür wohl in erster Linie Streßschäden, denn bevor das Tier über den Atlantik verschifft wurde, war es bereits im Mai 1877 an der Labradorküste gefangen, per Schiff nach Montreal und dann per Bahn nach New York in einer insgesamt 14tägigen Reise verfrachtet worden. Bis zur Atlantiküberquerung wurde es in einem Reservebehälter des New Yorker Coney Island Aquariums untergebracht (Gewalt 1970).

Am 18. Mai 1878 wurden 4 weitere Weißwale per Schiff von Neufundland nach Liverpool versandt. Das erste Tier ging bereits am 24. Mai an Bord des Schiffes ein, als es in der Holzkiste während eines Unwetters auf den Rücken rollte und erstickte. Die 3 weiteren Tiere trafen wohlbehalten am 27. Mai in England ein. Eins wurde zum Pomona Garden nach Manchester, eins nach Blackpool und eins nach Westminster (Royal Aquarium) gebracht. Zwischen Fang und Ankunft in London lagen dieses Mal "lediglich" 5 Wochen. Der Londoner Beluga war völlig zahm, nahm Plötzen und Schleien als Futter, lebte lt. Norman u. Fraser (1963) trotzdem "nicht lange".

Neue Versuche, Belugas in Gefangenschaft zu halten, gab es dann erst wieder in den 60er Jahren des nächsten Jahrhunderts. Das Coney Island Aquarium, N. Y., erhielt 1961 aus der Bristol Bay/ Alaska das Beluga Männchen "Alex", das zweite Männchen, Blanchon, welches Fischer im St. Lorenz Strom gefangen hatten, bekam N.Y. 1962 . 1967 kamen nach einer Fangreise an die Hudson Bay zwei Weibchen hinzu (Ethel und Francis).
Ein in Quebec gefangenes Jungtier wurde am 10. November 1964 in den Flamingo Park von Yorkshire, England gebracht. Dort lebte es etwa 6 bis 7 Wochen.
Die nächsten englischen Belugas waren für den Marineland Zoo von Cleethorpes vorgesehen. Per Schiff wurden sie von Quebec nach England verschifft. Im Mai 1966 kamen zwei der ursprünglich vier verladenen Tiere in Cleethorpes an. Die anderen beiden Tiere gingen kurz vor der Ankunft in England bei stürmischem Wetter über Bord. Die Vermutung liegt nah, daß eines davon das Tier war, das im Rhein auftauchte. Ein Cleethorpes Beluga ging kurz nach der Ankunft bereits ein, das andere überlebte den Sommer. Eine Sektion zeigte später eine Wirbelverletzung, welches sich das Tier während des Schifftransportes bei stürmischen Wetter zuzog.
Ebenfalls wurden 1967 die Weißwale "Lugosi" (Männchen) und das ältere Weibchen "Bela" für das Vancouver Aquarium gefangen. Beide stammten ebenfalls aus der Bristol Bay/Alaska. Es wurde vermutet, daß es sich um Geschwister der gleichen Mutter aus verschiedenen Geburtsjahrgängen handelte.
1969 wurden für den Duisburger Zoo in der Hudson Bay vor Churchill 2 weibliche Belugas (Allua und Moby) gefangen, im Juli 1975 folgte Beluga Männchen Ferdinand.
Mittlerweile befinden sich in der heutigen Zeit mehr als 100 Belugas weltweit in Gefangenschaft.